
Neuss bei Düsseldorf bekommt seine eigene Satellitenproduktion. Sie ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem finnischen Raumfahrtunternehmen Iceye und dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall.
Brandaktuelle, hochauflösende Satellitenbilder sind gefragter denn je. Ihnen bleibt nichts verborgen. Bei Einsatz moderner Radartechnologie auch nachts nicht. So offenbarten etwa solche Satellitenbilder Anfang 2022 die russischen Truppenaufmärsche nahe der ukrainischen Grenze. Sie zeigten schnell wachsende Zeltstädte, Jets auf Flugfeldern, Panzerkolonnen und mehr. Da stellte sich damals die Frage: „Was haben die Russen vor?“ Inzwischen wissen wir es. Genauso, wie wichtig Satellitenbilder für die militärische Aufklärung sind. Mit ihnen lassen sich schnell die Absichten potentieller Gegner erkennen. Somit sind sie auch ein wertvolles Mittel zum rechtzeitigen ergreifen von Abwehrmaßnahmen.
Genau solche Bilder liefert das Unternehmen Iceye. Hochaufgelöst, von jedem erdenklichen Ort der Erde. Wobei die Auslieferung bestellter Aufnahmen innerhalb von sechs Stunden erfolgt. Nacht und Wolken sind dabei kein Problem. Durch sie dringen die Radarsignale und bilden ganze Regionen, aber auch Details, wie einzelne Gebäude oder Fahrzeuge, ab.
Rheinmetall steigt ins Satellitengeschäft ein
Satellitenaufklärung ist ein heute nicht mehr aus der Kriegsführung wegzudenkendes Instrument. Da liegt es nur nahe, dass sich ein Rüstungs- und Technologiekonzern wie Rheinmetall, dafür interessiert, wie man den Bedarf an solchen Informationen abdecken kann. Um diese Nachfrage stillen zu können, bauen Iceye und Rheinmetall nun in Neuss eine eigene Satellitenfertigung auf (DF berichtete bereits). Damit reagiert man auf den gestiegenen Bedarf von Sicherheits- und Streitkräften nach satellitengestützter Aufklärung in aller Welt.
Ein Zukunftsgeschäft?
Auf jeden Fall. Und zwar ein großes. Erst kürzlich haben die polnischen Streitkräfte drei Aufklärungssatelliten bei Iceye geordert. Auftragswert: rund 200 Millionen Euro. Marktbeobachter gehen davon aus, dass Aufklärungssatelliten mit Synthetic Aperture Radar-Technologie, kurz SAR, alleine 2025 für einen weltweiten Umsatz von annähernd 6 Milliarden Euro erreichen wird. Für 2030 werden sogar nahe 10 Milliarden Euro prognostiziert.
Wer braucht Aufklärungssatelliten?
An erste Stelle stehen die Militärs dieser Erde. Satellitenaufklärung ist aber auch für Katastrophenschutzbehörden zu einem wichtigen Thema geworden. Für Versicherungsgesellschaften ebenfalls, die so schnell und effizient Schadensfälle erkennen und bewerten können. Nicht nur im Falle von Gebäudeschäden, sondern auch von Naturereignissen aller Art. Dazu zählen etwa Hagel- aber auch Dürreschäden in der Landwirtschaft.
Wie gut sind Radar-Aufklärungssatelliten?
Sie liefern unabhängig der Lichtverhältnisse stets gleich gute Bilder. Was bei klassischer Satellitenaufklärung nicht der Fall ist, da diese etwa bei starkem Sonnenschein, auch überbelichtete Aufnahmen liefern können.
Doch aus den mit SAR-Technologie erstellten Aufnahmen lässt sich noch viel mehr herauslesen. Etwa, aus welchem Material ein Zielobjekt besteht und ob es eine glatte oder raue Oberfläche besitzt. Die Bilder verraten sogar, ob das Objekt trocken oder nass ist und selbst exakte Messungen sind möglich. Wie etwa die Höhe eines Gebäudes.
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